Griechenland Quo Vadis? Diskussion zu Griechenland mit Cerstin Gammelin

Veröffentlicht am 21.07.2015 in Allgemein

Die Ereignisse rund um die Entwicklungen der Eurokrise überschlugen sich in der letzten Zeit. Die rasch aufeinander folgenden Ereignisse machten es teilweise sehr schwer, dem aktuellen Sachstand der Debatte zu folgen. Auch unter den Genossinnen und Genossen der Abteilung Rosenthaler Vorstadt werden ein befürchteter Grexit, die Handlungsoptionen und Positionen der Eurostaaten, das Für und Wider einer straffen Sparpolitik sowie Reformbemühungen und -forderungen kontrovers diskutiert. Um die politische Diskussion um eine weitere Perspektive zu erweitern und eine ausgewiesene Expertin zu Wort kommen zu lassen, war in der zurückliegenden Abteilungsversammlung Cerstin Gammelin, Hauptstadtredakteurin und Wirtschaftsressortleiterin der Süddeutschen Zeitung, zu Gast und diskutierte mit den Anwesenden über den Status Quo und zukünftige Entwicklungen.

Vor Cerstin Gammelins einleitendem Vortrag eröffnete Sascha Wendling die Abteilungsversammlung zu „Griechenland“ mit ein paar Leitfragen, welche an die Thematik heranführen und einen Rahmen für die später folgende Diskussion bieten sollten. Zentraler Ausgangspunkt der Ausführungen Cerstin Gammelins und der späteren Diskussion waren die zum vorhergehenden Wochenende zu Ende gegangenen Verhandlungen der internationalen Geldgeber mit der griechischen Regierung. Im Verlauf der Verhandlungen hatte sich die französische Regierung, allen voran Präsident Francois Hollande, vehement für Griechenland eingesetzt. Da die Verhandlungslinie Frankreichs der Position der deutschen Bundesregierung teilweise entgegenstand wurde ein Bruch des bisher überwiegend vertrauten deutsch-französischen Verhältnisses befürchtet. Der Ausgang der Verhandlungen hatte jedoch keinen gravierenden Einfluss auf das Verhältnis der beiden Nachbarstaaten.

In der anschließenden Fragerunde standen vor allem Griechenlands möglicher Austritt aus dem Euro und die Rolle der SPD, allen voran die des Vizekanzlers Sigmar Gabriel, im Mittelpunkt. Auch das Leben in Griechenland und die unmittelbaren Auswirkungen der Sparpolitik der griechischen Regierung als auch eventueller Zahlungsausfälle auf das Alltagsleben der griechischen Bevölkerung wurden thematisiert. Für eine Normalisierung des Alltags in Griechenland sei es vor allem wichtig, dass die Banken wieder öffneten, sobald das dritte Unterstützungspaket für Griechenland (in circa 6-7 Wochen) verabschiedet ist, so Cerstin Gammelin am Mittwochabend. Die Wiedereröffnung der Banken sei notwendig, damit die griechische Bevölkerung wieder einem möglichst normalen Arbeits- und Alltagsleben nachgehen kann. Das Wachstum der in den vergangenen Jahren stark in Mittleidenschaft gezogenen Wirtschaft Griechenlands sollte bei zukünftigen Reformplänen zentraler Aspekt sein, jedoch den Bedingungen angepasst werden. Zudem sei es wichtig, die Schuldentragfähigkeit der hellenischen Republik wieder herzustellen. Unter den anwesenden Genossinnen und Genossen überwog die Meinung, dass ein drittes Unterstützungspaket für Griechenland wichtig sei, auch wenn einige der bisherigen Vorschläge seitens der Gläubiger, wie beispielsweise der Privatisierungsfonds, abzulehnen seien, da dessen Wirkung sehr kritisch zu bewerten sei. Dass Griechenland sich – auch mit Unterstützung der Gläubiger – insgesamt nur sehr langsam von der Euro- und Weltfinanzkrise erholen wird, fand breite Zustimmung unter den Diskussionsteilnehmern.

Die mit etwa 50 Genossinnen und Genossen sehr gut besuchte Abteilungsversammlung und teils kontroverse, doch immer sachliche Diskussion zeigt, das nach wie vor starke Interesse an der Causa Griechenland. Die Expertise der Referentin Cerstin Gammelin mit ihrer langjährigen Erfahrung als Europa- und Wirtschaftsjournalistin trug entscheidend zum Gelingen der Veranstaltung und Diskussion bei.

 

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